Zwei Tage vor Weihnachten...

Wochen vorher hatte mich Herr. W. angesprochen, ob ich nicht vor Weihnachten noch mal Lust auf einen Tag mit Susi hätte.

Natürlich! Es liegt ja nicht am Wollen, sondern am Dürfen. Und wenn ich darf, dann gerne!

Also, abgemacht. Der 22. Dezember 2008 sollte Susi und mir gehören.

 

Wir hatten keine Spezielle Zeit ausgemacht, also tauchte ich um sieben Uhr auf, und los gings...

Es war einfach perfekt, es waren gut zu handhabende Teile, die auch Susi nicht zuviel abforderten. Bald hatte ich den Bogen raus und die Sache kam schön in Fluss. Es war ein schönes, harmonisches Zusammenarbeiten. Ja, wenns um die Liebe geht, ist mir Harmonie wichtig. Nun konnten wir arbeitenderweise unsere Harmonie leben.

So genoss ich Susi von vorne und dachte viel über das letzte halbe Jahr nach, über die Neuentwicklung seit ich meine amerikanische Freundin habe. Das führte ja dahin, dass Susi sich das "Telefon" zulegte.
Ja, ich denke, Susi wollte das so haben, dass da was ist, das mich auffangen kann, wenn es irgendwann doch zum Umbau kommt. Unter Objektophilen ist Monogamie eh etwas Ungewöhnliches.

 

Im Laufe des Tages kamen immer mal Leute vorbei. Ein paar grinsten nur, als sie mich sahen. Herr S. war sichtlich erstaunt, und der nette Herr M. sagte, das sei aber mal ein Weihnachtsgeschenk! Ja, wo er Recht hat, da hat er Recht!

Für die Pause hatte Herr W. eine Runde leckere, saftige Würstchen springen lassen. Während ich ein Päuschen einlegte, machte einer der Russen für mich weiter bis ich wieder übernahm.

Von den drei Mal, die wir in diesem Jahr zusammenarbeiten durften, war dies das Beste. Im März mussten wir wegen unlösbarer Probleme früh abbrechen, an meinem Geburtstag sollte ich parallel dazu eine andere Maschine mitbedienen, was die Zweisamkeit mit Susi empfindsam störte.
Diesmal lief alles wunderbar glatt, der Messtechniker legte jedes geprüfte Stück in die Kiste mit den guten Teilen.

 

Nachmittags ging uns der Stoff aus, aber es fand sich noch etwas an und weiter gings.

Um fünf kam Herr W. vorbei und wollte mich erst in den Feierabend schicken. Dann sah er, dass nicht mehr allzuviele Teile da waren, und fragte, ob ich die fertig machen wollte. Das war doch gar kein Thema! Natürlich wollte ich!

Um viertel vor sechs war dann definitiv Schluss, aber Herr W. schickte mich nicht einfach weg! Er zeigte mir, wie Susi abgeschaltet wird!

er deutete auf den jeweiligen Knopf, den ich dann zu drücken hatte:

Kühlmittel aus

Antriebe aus

Hydraulik aus

Als ich hörte, wie sie immer langsamer wurde, drehte er den Schlüssel am Schaltpult ganz nach links. Das war's.

 

Danach entspann sich folgender Dialog:

"Jetzt können Sie sie haben!"

"Hä?"

"Jetzt können Sie sie haben!"

"Wie bitte?"

"Die nächten paar Minuten gehört sie ganz Ihnen!"

"DAS lasse ich mir doch nicht zweimal sagen!"

Unnötig zu sagen, dass es ein sehr herzhafter Abschied in die Weihnachtsferien wurde, grins grins...

Taktvoll, laut genug, dass ich meine Aktivitäten rechtzeitig abbrechen konnte, kam Herr W. nochmal herein, um sich zu verabschieden. Das sah ich als Zeichen zum Aufbruch an und blieb nicht mehr lange, und jetzt sitze ich hier und schreibe das alles auf.